TraumdeutungIngo Hauffe (2011)

Du hast mich gestern ausgelacht. 
Ich träumte schlecht die letzte Nacht.
Nein, dein Benehmen war nicht nett.
Im Schlaf zog mich es aus dem Bett.
Nach draußen ging ich vor die Tür.
Es war noch dunkel um halb Vier.
Ich sah die Hand vor Augen nicht,
doch plötzlich schien jetzt doch ein Licht.
Verschwunden die Wolke, hervor tritt der Mond.
Vor mir stand ich. Ich war geklont.
Er deutet auf mich mit seinem Finger,
dreht sich um und dann ging er.
Ich schaue zurück und nicht geradeaus.
Mein Blick jetzt ganz starr. Weg ist mein Haus.
Mein geklontes „Ich“ in der Ferne kaum noch zu sehen.
Nur seine Worte konnte` ich noch leise verstehen.
„Laufe los! Gehe fort!
Such` Dir einen anderen Ort.“
Lief los, die Gegend zu erkunden.
Hab mich in einem Wald gefunden.

Ich irre sinnlos durch die Nacht.
Du hast mich gestern ausgelacht.

Es peitschen Äste ins Gesicht.
Ich sah den Wald vor Bäumen nicht.
Gehe weiter und habe vor Schmerzen geweint,
hinter Bäumen im Mondlicht ein See erscheint.
Nebelschwaden über dem See zu sehen,
nicht das leiseste Lüftchen tut wehen.
Was mache ich nur an diesem schaurigen Ort.
Dennoch, ich trete nach vorn und gehe nicht fort.
Ich beuge mich über, um ins Wasser zu schauen
Und schrecke zurück, will meinen Augen nicht trauen.
Da unten im Wasser liege ich wieder.
Er starrt mich an, ich schließe die Lider.
Ich hör eine Stimme: „Jetzt kehr wieder um!“
Warum bin ich dann hier? Das wird mir zu dumm.
Will nun nochmal ins Wasser schauen,
kann meinen Augen wieder nicht trauen.
Es schmerzen meine blutenden Wunden.
Mein geklontes „Ich“ ist aus dem Wasser verschwunden.

Ich irre sinnlos durch die Nacht.
Du hast mich gestern ausgelacht.

Jetzt stehe ich auf noch halb benommen.
Wo geht es lang? Woher bin ich gekommen.
Ich laufe los und werd immer schneller.
Am Horizont wird es jetzt etwas heller.
Die Bäume sich im Winde wiegen,
der Nebel übern See kann jetzt auch verfliegen.
Am Waldesende angelangt,
spür ich, ich bin zu schnell gerannt.
Sacke zusammen, kann es nicht mehr schaffen.
Schwarz geworden vor Augen und dann eingeschlafen.

Ich irre sinnlos durch die Nacht.
Du hast mich gestern ausgelacht.

Die Sonne hat die Nacht verbannt.
Geöffnet die Augen und sehe mein Haus ist verbrannt.
Hab nicht geträumt. Ich war so weit.
In der Nacht lief ich wach durch die Dunkelheit.
Hätt im Traum mich nicht selber gerettet wäre es aus.
Im Schlaf wäre ich verbrannt im eigenen Haus.
Wie konnte dies hier nur geschehen. 
Muss hin, um es mit eigenen Augen zu sehen.
Mein Büro, es riecht beißend nach Rauch.
Der Bildschirm kaputt. Die Festplatte auch.
Ich gestern am Rechner einen Fehler gemacht,
hat mich mein PC einfach ausgelacht.
Nein, dies Benehmen war nicht nett.
Frustriert ging ich daraufhin zu Bett.
Welch großer Durst. Die Whiskyflasche war fast leer.
Angezündete Zigarette brannte und bald auch noch mehr.

Ich irre sinnlos durch die Nacht.
Du hast mich gestern ausgelacht.

Viel später, wecke auf schweißgebadet.
Ne Flasche Wisky hat mir doch niemals geschadet.
Das Haus es steht.
Der Computer geht.
Ich habe den Traum der Träume erlebt.
Die Hand auf der Brust. Das Herz es bebt.
Es wummert im Kopf. Fühl mich gar nicht wohl
Und schwöre bei Gott: „Nie wieder Alkohol:“
Der Abend kommt. Ich ziehe mich aus.
Mit Freude sehe ich, es steht noch mein Haus.
Abgespannt in den Sessel versunken,
habe heut ja noch gar nichts getrunken.
Die Flasche Wisky steht da und ich sehe wie sie lächelt.
Sie sagt: „Trink mich aus“, sie sieht wie es mir hechelt.

Ich irre sinnlos durch die Nacht
Und wieder werde ich ausgelacht.

					

STOP 93 cm x 123cm (2011)

Gemälde STOP